
Das Bild scheint deutlich: Die starke Herrin und der schwache sklave. Willensstärke trifft auf Willenslosigkeit? Es gibt so viele Bilder, die wohl alle, welche in Dom-Sub-Relationen leben, gerne korrigieren würden… Es braucht eine starke Frau, die sich zutraut, ihren Mann zu führen, für ihn die entsprechende Verantwortung zu übernehmen und das richtige Mass zu finden, um ihn zu erziehen und dabei doch nichts anderes zu tun, als ihn näher zu sich selbst zu führen. Aber was, wenn ihr sklave wirklich einfach schwach ist?
Ich sehne mich so sehr nach Berührung. Mein ganzes Leben ist geprägt von Erfahrungen, in denen mir diese verweigert wurde. Wenn es stimmt, dass die Neigung und Wesensart sich vorpubertär schon ausbildet, so weiss ich, wo ich zu suchen hätte, aber das bringt ja nichts, nicht wirklich. Es hilft nur ein bisschen, Werdegänge und Mechanismen, Muster und spontane Reflexionen zu verstehen – um dann doch vor der Aufgabe zu stehen, sie überwinden zu wollen – nicht nur für mich. Für uns.
Meine Seele hat sich ein Wesen gegeben, das in der Demut devot seine Bestimmung, seinen Wert sucht und um Annahme buhlt. Es wiederholt die einmal gemachte, von aussen geprägte Erfahrung und sucht dafür ein sicheres Umfeld. Was bleibt ist die immer wiederkehrende therapeutische Schwellenübertretung: Werben, betteln, anbieten im Wunsch nach Annahme, früheren Erfahrungen zum Trotz und getreu einer Gegenwart, welche viel heller ist – und doch immer oder immer mal wieder konkurriert dabei mein Wissen, mein Erleben mit Dir mit früheren Konditionierungen oder meine Passivität schlägt einfach durch. Die Festplatte wird nur sehr schwer umgeschrieben, alte Dateien lassen sich schwer löschen, überschreiben… und das alles braucht Kraft für Dich, aber auch für mich. Dabei soll ich nicht um mich kreisen, sondern mich erlösen, indem ich nach DIR frage, mich auf Dich und Dein Wohl ausrichte – Du wirst für das meine sorgen, denn Du schaust mit Übersicht und Klarheit auf mich und in mich.
Die starke Frau und Herrin ist ohne diesen Mut ihres sklaven, zu vertrauen und NICHT ins Schneckenhaus zu kriechen, ohne Möglichkeiten. Sie braucht die ganz spezifische Stärke der devoten Seele, sich wirklich zu zeigen und den Schatten aufzugeben. Für uns sklaven ist das Licht, in das wir treten können, manchmal einen Schattenwurf zu weit weg… absurd für den Menschen, der dieses Licht anbietet und umgekehrt genau dies für die eigene Energie braucht: Dass die Liebe erkannt wird und Anbetung und Verehrung ihr Werk für den Engel tun können, der vor mir steht.
Wir tragen uns durch die Dankbarkeit für alles, was wir einander geben können, und durch das Verständnis für einander – und das verstehen Wollen aller Knöpfe, die wir weiter noch auflösen möchten. Ich bin mir bewusst, dass ich eigene Stärke entwickeln oder freilegen muss, um Dir weitere Möglichkeiten zu schenken, unser Leben zu formen.