
Diese Phantasie hat mich Jahrzehnte lang begleitet, und ich bin ihr nachgehangen: Entführt werden. Herausgerissen werden aus dem bürgerlichen Alltag. Die Geborgenheit verlieren, aber die Vertrautheit finden, weil da unter Zwang etwas von mir verlangt wird, was ich eh leisten will. Mir eine Frau vorstellen, um die ich nicht werben muss, weil sie vielmehr eh äussert und durchsetzt, was sie will, und ich mich vorsehen sollte, ob ich es auch tatsächlich erfüllen kann?
Der Mensch ist einfach in seinen Bedürfnissen ausrechenbar, nicht wahr? Seht her, es gibt gar keine Wahl… ich muss der sklave, die perverse Sau sein, die ich bin, denn ich werde ja dazu gezwungen…
Nun, ich bin nicht entführt worden. Aber sehr wohl geführt, herausgeführt aus dem Hätte-Wäre-Wenn-Scheiss in eine Realität mit Verbindlichkeit und Eigenverantwortung. Die Frau, welche mir sagt, was sie sich wünscht, was ihr Lust bereitet, wie sie mich als sklaven haben will – sie ist da. Und sie nimmt mich beim Wort, nicht bei meinen Träumen.
Du, Herrin, willst mit mir leben, im Rahmen unserer Möglichkeiten, mit einem realen Alltag, einer täglichen verbindlichen Ansprache und einer Anbindung, in welcher neben dem gemeinsamen Erleben geteilt wird, was uns überhaupt beschäftigt. Damit schliessen wir alle Menschen mit ein, die uns wichtig sind, stossen niemanden vor den Kopf und teilen unsere Liebe für sie, unterstützen, sichern und gehen mit. Aber wir tun das alles seit Jahren als Herrin und sklave und sind darin vor einander wahrhaftig, spüren uns gegenseitig und vor allem auch das eigene Wesen. Und wir beobachten, wie sich unser Umgang mit uns selbst positiv auf die Festigkeit auswirkt, mit welcher wir mit Selbstbewusstsein und Klarheit jedes Gespräch mit jedem Menschen führen können.
Und so liege ich tatsächlich in Deinem Kerker. Aber ich bin nicht entführt worden. Du hast mich gefunden. Und Dich mir in meiner ruhelosen Suche gezeigt. Die Suche ist vorbei. Sie war erfolgreich. Weil auch Du gesucht und mich entdeckt hast. Und den Mut hattest, Deiner Intuition zu vertrauen. Und die Weisheit, uns Zeit zu geben, und die Kraft, in die Tiefe zu dringen. und, und, und, und… !