
Je mehr ich meinem Wesen nahe komme, um so stiller werde ich. Mein Blick ginge auch ohne Augenbinde nach innen. Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit macht die Energien frei für die Betrachtung. Wie in einer Meditation suche ich Ruhe, und die Spannung zwischen der sinnlichen Aufregung und dieser Ruhe und Stille ist besonders. Ich fühle mich auf eine unmittelbare, extrem direkte Weise berührt, in meinen Sehnsüchten angesprochen und behütet. Deine Hände arbeiten sorgfältig an den letzten Kleinigkeiten meiner Bindung, dann trittst Du zurück. Deine Hand streicht nochmals über meinen Rücken und die Berührung bleibt wie das nachwirkende Gefühl eines Windhauchs noch einen Moment präsent.
Dann wird es still. Ich bin allein, aber nicht einsam. Ich habe so viel Raum wie nie, so viel geschützten Raum, und da ich allen äusserlichen Fakten zum Trotz in keiner Weise Bedrohung fühle, geht meine Atmung von allein immer langsamer.
Ich versuche, nicht nur die Gedanken kommen und gehen zu lassen, ohne sie zu holen oder festzuhalten, ich beginne auch die Gefühle zu betrachten, die aus meiner Tiefe strömen. Ich lasse mich von mir selber füllen und mein Körper fühlt sich warm und leicht an. Ich bin gebunden – aber es ist nur eine Metapher, ein Hilfsmittel für Empfindungen, die in mir daheim sind und doch nicht wirklich an meinen Körper gebunden.
Wenn Du wiederkommst, werde ich ganz offen sein und immer noch sehr still. Meine Dankbarkeit wird fliessen, doch auch sie ist vor allem ein Gefühl, das mir selber Licht und Freude schenkt und als solches bei mir und in mir bleibt. Sie wohnt bei mir, wie Du in meinem Herzen wohnst.