
Mein Dasein als sklave hat mein Leben verändert. Ich bin viel aufmerksamer geworden, etwa so, als hätte man den Bären aus dem Winterschlaf geholt. So Vieles waren nur Träume, heftig gepflegt, sehnsüchtig vertieft, im Halbbewusstsein ausgemalt, immer wieder vorgestellt, aber nie erlebt. Ich war – ein Träumer, ein Sehnsüchtler, und verlor dabei den Blick für das, was in meinem Leben tatsächlich geschah. All die Lebendigkeit um mich herum erreichte mich nicht.
Nun habe ich einen Platz, eine Bestimmung, bin meinem Wesen zugewandt und aufgefordert, mich als Person ganz meiner Herrin und damit meinem Leben zuzuwenden. Und im Bild oben ist abgebildet, dass es nur vordergründig Wegschliessungen gibt: Sie betreffen nur die äussere Kondition. Aber das Resultat ist nicht Verschluss, nicht Wegschliessung, sondern Öffnung, Wachheit, Bewusstsein, und ich entwickle einen Sinn dafür, das Leben zu sehen. Gefangen muss ich zwar manchmal warten, mich gedulden, Dinge erdulden, und ich bekomme nichts, was mir nicht gewährt wird. Es liegt nicht in meiner Hand – aber die Hand, die mich führt, lehrt mich, in allem, was ist, was ich wahrnehme, sehr viel mehr zu sehen als je zuvor. Ich erkenne in der Fokussierung auf EINE Aufgabe, EINEN Menschen eine Kontemplation, die es mir sehr viel leichter macht, das Wesentliche zu erkennen und es für mich zu öffnen.
Und darum empfängt Dich ein wacher Mensch, wenn Du Dich mir zuwendest – zumindest dann, wenn ich dieses Bewusstsein auch selbst pflege und mir immer wieder sage, dass kein Gitter, keine Kette dieser Welt für sich allein ihren Zweck für mich erfüllt. Es ist immer der Mann, der Mensch in diesen Eisen, der seiner Besitzerin die Genugtuung schenkt, in genau der Weise, in der er geführt wird, aufzugehen, zu blühen für die EINE Person, die ihn erkannt hat und sein Wesen pflegt.