Ein langer Weg, ein schönes Wissen

Ich bin in einer Welt aufgewachsen, in welcher die Lust eine fremde Welt war, geheimnisvoll, sehr wohl bedeutungsschwanger, aber gerade durch ihre Ferne überladen. Eine Welt, über die man nicht Sprach, noch nicht mal mit zotigen Witzen. Er ging ja auch ohne diese Welt, zumindest konnte man das so vorspielen. Diese Welt war eine heimliche, und genau so wie ich, so träumten die Menschen um mich herum davon. Das weiss ich heute. Niemand in meinem Umfeld konnte mit seiner Sexualität gut umgehen, und als ich die ersten Frauen traf, für die das nicht galt, hatte ich lange so viel mit mir zu tun, dass ich nicht mehr daraus ziehen konnte als das Wissen, dass so manches, was ich über Sex erzählt bekommen hatte, ganz sicher eine Lüge war.

credit: Harmony Fetish – Illustration: Felix, diener der SHI – courtesy of kink.com

Dann traf ich die ersten reifen Frauen, die mir vorlebten, dass Sex eine handfeste Besonderheit sein konnte, dass Angst fehl am Platze war, dass aber meine Ehrfurcht ein Mittel war, mit dem ich um Gunst werben konnte, die mich anziehend machte und erlaubte, mit mir zu spielen und mich zu führen. Ich mag sicher ausgenutzt worden sein, manchmal, aber mir wurde auch viel geschenkt, und ich war so behütet, dass mir niemals in einer Weise weh getan wurde, die mir Schaden zugefügt hätte. Ich fand meinen Weg, meine Sexualität, meine Identität – und auch wenn es lange gedauert hat, bis eine Partnerin genau diesen Menschen, der ich nun war und zu dem ich stehen konnte, haben wollte, so hat sich jedes Jahr auf diesem Weg gelohnt. Nichts betrauere ich, mit niemandem hadere ich, niemand wollte mir schaden. Wer mir was vormachte, hatte in erster Linie selbst einen Rucksack zu tragen, und es ist ein Glück, dass ich den meinen leeren durfte.

Sexualität mag nicht für alle Menschen gleich bedeutsam sein – ich werde immer was nachzuholen haben, aber das geschieht in einer Weise, die mich weder meinen Trieben ausliefert noch Verleugnung von mir verlangen würde. Darin liegt ein grosser Frieden, und der verzeiht alles, was mir je vorenthalten worden ist. Und ich bin mit meiner Geschichte und meiner Identität bei meiner Herrin wunderbar geborgen.

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