
Ein Knebel, ein Halsband, eine Augenbinde, Ohrstöpsel, Fesseln, Eisen, Ketten, Masken… alles scheinbar einengende Einschränkung, in Kombinationen erst recht.
Doch von was reden wir ganz allgemein in unserer Gesellschaft, wenn wir Kontemplation beschreiben? Was ist Entschleunigung, Konzentration, Meditation, was macht eine Diät mit uns, eine Entschlackung? Was scheinbar plötzlich mangelt, ausgeblendet, abgelegt wird, kann auch ein Ballast sein, der abfällt. In Fesseln muss ich nirgendwo hin, mit Knebel nichts sagen, blind nichts beobachten. Und gleichzeitig lerne ich, dass ich anders höre, mehr rieche. Ich höre womöglich mein Herz schlagen, fühle mein Blut pulsieren. Aufruhr in mir weicht der Ruhe, Stille kann mich umfangen, Atmung endlich mal so wichtig werden, wie sie es immer ist, ohne dass ich es wahrnähme. Höre ich nichts, so höre ich womöglich in mich hinein, oder meine Haut fühlt Töne… Ich nehme Vibrationen anders wahr, ich bin empfänglicher für jede Berührung, ich lerne zulassen, gehen lassen, fallen lassen.
Ich bin hilflos aber nicht wertlos. Mich bedroht nichts. Du, die Du mich gefangen hältst, beschützt mich auch. Indem ich Deinen Willen erfahre und Dir zeige, dass die Reduktion von mir als Möglichkeit zur Bewusstseinsschärfung verstanden wird, erweitere ich Deine Möglichkeiten, mich in der Tiefe berühren zu können. Reduziert wird nur die Ablenkung. Sinne schärfen sich, Unrast wird überwunden, Energie gebündelt.
Du sollst nicht weniger von mir bekommen, sondern mehr in Allem. Wie der Rebstock, der, richtig geschnitten, neu ausschlägt, so trage ich Frucht als Dein gebundener, geformter sklave.
Reduction
A gag, a collar, a blindfold, earplugs, shackles, irons, chains, masks…. all seemingly constricting restriction, in combinations even more so.
But what are we talking about in general in our society when we describe contemplation? What is deceleration, concentration, meditation, what does a diet do to us, a purge? What seems to be suddenly lacking, faded out, discarded, can also be a ballast that falls away. In shackles, I don’t have to go anywhere, with a gag I don’t have to say anything, or blindly observe anything. And at the same time, I learn that I hear differently, smell more. I may hear my heart beating, and feel my blood pulsating. Turmoil in me gives way to calm, silence can embrace me, and breathing can finally become as important as it always is without me noticing it. If I don’t hear anything, I may be listening inside myself, or my skin may feel sounds… I perceive vibrations differently, I am more receptive to every touch, and I learn to allow, to let go, to let fall.
I am helpless but not worthless. Nothing threatens me. You, who hold me captive, also protect me. By experiencing Your will and showing You that reduction is understood by me as a possibility to sharpen consciousness, I expand Your possibilities to be able to touch me in depth. Only the distraction is reduced. Senses sharpen, restlessness is overcome, energy is bundled.
You shall not get less from me, but more in everything. Like the vine, which, correctly cut, strikes out anew, so I bear fruit as your bound, formed slave.